Tja, ich hab so ein "übermuskeltes" QH und lasse mich schon seit 14 Jahren dafür mobben, in den verschiedensten Ställen, u.a. auch in auf Westernpferde spezialisierten Ställen. Bei fast jedem Tierarztbesuch der entsetzte Kommentar, Oje, was ist das denn? Inzwischen habe ich Fotos ausgedruckt, vom Vater sowie den Verwandten (Impressive) , damit man sehen kann, dass mein Pferd einfach nur so aussieht, wie andere aus der Zuchtlinie. Es mich an, dass sich immer wieder Leute rausnehmen, etwas zu verurteilen, wovon sie nur wenig verstehen.
Ja, völlig überzüchtete QH mit extrem dünnen Beinchen und zu kleinen Hufen sollte man nicht mehr züchten, das sehe ich auch so. Aber was macht man mit den Tieren, die es schon gibt?
Meine Stute hat auch im Verhältnis zur Masse kurze Beine, aber das macht sie ja nicht automatisch zu einer Qualzucht. Selbst wenn sie auf komplette Nulldiät gesetzt würde (was ich nie machen würde), dann ist ja immer noch der Umfang der Rippen da und der macht halt, dass sie nicht so viel "Bodenabstand" aufweisen kann wie ein hochbeinig gezüchtetes WB oder Traber, mit denen sie ständig verglichen wird. Trotzdem wird mir seit 14 Jahren "empfohlen", ihr um Gottes Willen nur kein Futter zu geben, das braucht die doch nicht. Doch, braucht sie, denn die Muskeln, Gelenke und Sehnen benötigen auch entsprechendes Futter sowie Mineralien und Vitamine. Natürlich nicht zu viel und kein zu stärkehaltiges Kraftfutter, aber es gibt passende Futtermittel, die sogar für Cushing und EMS-Pferde empfohlen werden.
Mein Mädel ist halt keine hochbeinige Giraffe und sie ist vom Gebäude her nicht für Hochleistungssport geeignet. Das sind viele normale WB bzw. Traber aber auch nicht. Fraglich ist dabei nur, wer gesünder altern kann. Sind hochbeinige Sportpferde wirklich gesünder? Werden die nicht auch inzwischen so gezüchtet, dass sie aufgrund ihrer "Überbeweglichkeit" schnell verschleißen? Ich sehe sehr viele Pferde, die schon in jüngeren Jahren komplett kaputt sind, ohne aus einer so genannten "Qualzucht" zu stammen.
Im Vergleich mit meiner Hannoveraner Stute alten Typs (1980 geboren, 35 1/2 jährig verstorben) haben moderne WB sehr viel grazilere Gelenke, diese verschleißen schneller, vor allem, da diese Pferde eine höhere Rittigkeit aufweisen und damit mehr anbieten. Was man sich in früheren Jahren reiterlich erarbeiten musste, bringen manche 3jährige von Natur aus mit. Früher war ein Pferd mit 7 oder 8 Jahren noch eine Remonte am Beginn ihrer Reitpferdeausbildung, ein Pferd mit 12-16 Jahren auf dem Zenit seiner Leistungsfähigkeit. Im Sport sind viele Springpferde bis zum 18. Lebensjahr hocherfolgreich gewesen. Dieses Alter erreicht kaum noch ein WB gesund und fit, egal ob Sport oder Freizeit. Als z.B. Gert Wiltfang 1978 auf dem erst siebenjährigen Roman Weltmeister wurde, gab es viel Kritik daran, dass so ein junges Pferd so schwere Parcours gehen musste. Heute wäre das völlig normal, fällt gar nicht mehr auf.
Mein Pferd wird jetzt 20 und ja, sie ist nach ihrem Unfall im Herbst nicht mehr einwandfrei auf den Beinen. Der Sturz im Hänger hatte doch schlimmere Folgen als vorher vermutet. Aber Cushing entwickeln andere Rassen ebenso, es gibt Robust-Rassen mit derselben Diagnose sowie auch noch EMS usw. (hat z.B. ein mir bekannter Isländer, dazu noch COPD).
Die Liste der auf den 17 Seiten genannten Rassen mag in Teilen berechtigt sein, aber bei QH u.a. Westernrassen, Shire usw. würde ich da mal eine Grenze ziehen. Da werden wieder Regeln von Leuten gemacht, die sich mit der Materie nicht beschäftigt haben. Kein verantwortungsbewusster Züchter macht sich die Mühe, ein Fohlen mit LOWS oder Lavender Syndrome zu züchten. Auch PSSM usw. wird aus der Zucht genommen. Züchten ist nämlich nicht billig und 11 Monate warten, damit man ein todkrankes Fohlen zieht? Den Schwachsinn tut sich doch keiner freiwillig an.
Was auf der Liste z.B. völlig fehlt, sind Araberpferde, die aufgrund des ihnen angezüchteten Hechtkopfes kaum noch Luft bekommen. Fohlen, denen die Augen aus dem Kopf quellen, die aber so niiedlich ausschauen... Das ist auch Qualzucht, wird aber gar nicht erwähnt.
Was ist mit Shetlandponys? Die sind doch auch extra klein gezüchtet? Falabellas? Mini-Shetty?
Der nächste logische Schritt wäre dann, alle Pferdehalter bald grundsätzlich als Tierquäler zu kriminalisieren, denn Pferde sind per se nicht zum Reiten gemacht. PETA ist schon fleißig dabei und andere springen auf den Zug auf. Anders ist auch nicht zu erklären, warum Vorfälle, wie sie letztlich in Niedersachsen passiert sind (lief auf einer Doku im NDR) passieren können. Da wurden Menschen, die Pferde in Eigenregie halten, von Amtstierärzten ihre Tiere weggenommen. Einer Islandstute wurden Zähne gezogen, kurze Zeit später verstarb das Pferd. Das war kein Einzelfall, es gab in dem Beitrag mehrere Beispiele, wo so gehandelt wurde.
Mein ganz persönlicher Eindruck ist, dass Weidetierhaltung und insbesondere Pferdehaltung von der Gesellschaft zunehmend als überflüssig erachtet werden. Stattdessen lieber Anbauflächen für Lebensmittel (lecker Monokultur), Photovoltaik, Windräder. In Brandenburg ist schon vor zwei Jahren ein Beauftragter vom Forstamt rumgefahren und hat kartiert, wo Flächen an Privatleute verpachtet wurden, die dort Pferde halten. Dabei wurde sorgfältig unterschieden zwischen gewerblichem Betrieb / Gestüt und privater Tierhaltung. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt...