"Für Chiara"....
Langsam und Gedankenverloren rührte Sine in ihrem Kaffeebecher. Sie überlegt hin und her was sie denn nun machen sollte? Auf der Einen Seite ja auf der anderen Seite nein und dazwischen ein vielleicht? Es war wirklich eine schwere Entscheidung, plötzlich aber hielt sie den Löffel inne und atmete tief durch. Energisch stand sie auf und setzte sich entschlossen an ihren PC. Sie nahm einen große Schluck von ihrem inzwischen mehr gerührtem als geschüttelten Kaffee und fing an zu schreiben….
Lange war es her seit sie das letzte Mal einen Artikel für das Gestüt Lallinger Winkel geschrieben hatte, nicht das man jetzt meinen könnte sie wäre Journalisten, Nein, weit gefehlt. Sina war seit gut ein einhalb Jahren Bereiterin auf dem Gestüt und wurde gleich zu Anfang von Herrn Krämer dem Besitzer angesprochen ob sie nicht einen Art Gestüts Zeitung machen wollte. Ein Heft für Insider und Neulinge, für Laien und Profis, für gute Freunde und Bekannte. Die Nachbarn und nicht zu Letzt auch für potentielle Käufer der Nachwuchs-Pferde. Sina war damals begeistert von der Idee und ging mit Feuereifer an die Sache ran. Im ersten Bericht stellte sie das Gestüt vor, erzählte von sich selber wie sie auf das Gestüt kam, wie es ihr gefiel, dann kam gleich ein Highlight im Februar, die Personalversammlung und der Riesen Überraschung von Herrn Krämer, die Fahrt zu Appassionata.
Sina hatte das Glück einen äußerst Intimen Moment im Bild festzuhalten und dazu zu schreiben, nämlich eine Fohlen Geburt. Die Fahrt zum Karpfhammer Fest und zur Rottal Schau ja und nicht zu vergessen die traurige dramatische Geschichte um den Schönen Hengst Henry der sich so sehr in die Norddeutsche Stute Tammy verliebt hatte und die b Dank dem Einsehen der Besitzerin von der Blue Moon Ranch doch noch ein Happy End hatte. Sina machte es immer Spaß, trotz der harten und manchmal sehr anstrengenden Arbeit vor allem in der Erntezeit oder wenn viele Fohlen zu Welt kamen, zu recherchieren, die verschiedenen Personen genauer vorzustellen und natürlich auch die Pferde. Was war das für eine lustige Begebenheit als sie mit dem alten Schorsch eine naja sagen wir mal anatomisch nicht ganz bevorteilte Araberstute abgeholt haben, die trotz ihrer äußerlichen Defizite ein großes Herz hatte und ihrer Besitzerin so viel Freude machte. Und das Hängebauchschwein „Gustl“ das seitdem jedem vor allem aber Schorsch auf Trab hielt. Sina sah kurz auf, ein lächeln lag auf ihren Lippen. Ja auch von Tom hatte sie geschrieben, das Lächeln verschwand und sie blickte ernst auf den Bildschirm. Sollte es das alles nicht mehr geben, nur weil… tränen liefen Sina über die Wangen… es war schmerzlich darüber nachzudenken und alles wieder hochkommen zu lassen. Sie konnte sich noch genau daran erinnern… eines Morgens suchte sie im Netz nach irgendwas, sie wusste es gar nicht mehr so genau… da las sie einen Artikel über Illegal eingestellte Bilder und die Folgen. Eine ebenfalls mit Pferden bewandte Dame von einem anderen Gestüt schrieb sich hier den Kummer von der Seele. Von Fotos die sie nicht hätte einstellen dürfen, von Texten deren Inhalt nicht geprüft war und eben von den Folgen die diese haben konnten. Sina war wie vom Donner gerührt und zeigt den Artikel sofort Herrn Krämer, dann ging alles Blitzschnell, Herr Krämer ließ die Gestütszeitung sofort von seinem Rechtbeistand prüfen und heraus kam, das die Zeitung so wie sie war, keinen Bestand hatte. Sina fotografiere Personen, nicht jede hatte sie persönlich gefragt ob es ok sei im Netz oder auch auf Papier veröffentlicht zu werden, sie nannte ganze Namen usw. alles das durfte so nicht sein…. Herr Krämer und Sina beschlossen mit sofortiger Wirkung die Online Zeitung zu löschen und keine weitere mehr zu drucken. Bis auf weiteres. Sina war es schwer um´s Herz den wie gesagt hatte sie immer sehr viel Spaß daran und ja es entspannte sie sogar… Aber keiner wollte eine Strafe riskieren oder gar noch schlimmer das Gestüt in Misskredit zu bringen. Seit dem war nun fast ein halbes Jahr vergangen und immer wieder wurde Sina von Freunden und Bekannte darauf angesprochen ob es den keine Gestütszeitung mehr geben würde. Erst war Sina dagegen aber je mehr Leute danach fragten, desto mehr kam Sina ins überlegen. Bis auf diesen Morgen wo sie entschlossen hatte weiterzuschreiben.
Gestern passierte nämlich so eine irre Geschichte, die musste man einfach aufschreiben und unter die Leute bringen… aber nun lest selbst…
Es war Ende Juni, trotzdem wollte und wollte es dieses Jahr nicht Sommer werden. Für die Pferde war das kühle Wetter angenehm und sie konnten auch tagsüber auf die umliegenden Koppeln des Gestüt gebracht werden. Die Halle war für die Jahreszeit ungewöhnlich gut belegt, da die meisten im Sommer lieber auf dem Dressur- oder Springplatz mit ihren Pferden arbeiteten. Da es aber vielen momentan zu kühl war, gerade am morgen oder am Abend war um diese Zeit die Halle immer gut besucht. An diesem Tag war Frau Huber also mit ihrer Araberstute Shakira bereits am Morgen in der Halle. Shakira war eine hübsche Grauschimmelstute und Frau Huber wünschte sich so sehr ein Fohlen von der immer älter werdenden Stute. Im Frühjahr war die Stute sechs Wochen lang auf einem Arabergestüt untergestellt um gedeckt zu werden aber sie wurde einfach nicht rossig. Keine Spitze, kein Hengst, nichts half und so musste man unverrichteter Dinge die Fahrt nach Hause antreten. Frau Huber hatte seitdem auch mit dem Gedanken an ein Fohlen abgeschlossen. Shakira war mit 12 nicht mehr die jüngste und es wäre ihr 1. Fohlen. Sie wollte kein Risiko eingehen. Frau Huber drehte gemütlich ihre Runden, als es am Tor hieß „Tür frei?“ „Tür ist frei“ rief Frau Huber und wendete auf den Zirkel ab. Herein kam Frau Peters mit ihrem Araber-Mix Hengst „Alibaba“. Sie lief mit ihm in die Mitte der Bahn und stieg auf. Die beiden betagten und auch betuchten Damen hatten sich nicht sehr viel zu sagen… Sie hatten mal bezüglich einen wesentlich jüngeren Herren eine gehörige Rivalität entwickelt, um nicht zu sagen, Stutenbissigkeit, was letztendlich aber keiner der Beiden half, den der Gute Mann wollte eine Freundin und keine Oma. Das wollten die beiden Damen natürlich nicht wahrhaben und eine ereiferte sich mehr als die andere. Das i-tüpfelchen war dann ein Streit auf dem Putzplatz wo es im wesentlichen um nicht beseitigte Pferdeäpfel, Winterfell und Dreck ging, aber auch so schöne Worte wie Hängebusen und Elefantenarsch die Runde machten. Seitdem ging man sich aus dem Weg und da der Stein des Anstoßes, also der von beiden Seiten heiß begehrte Jüngling, sich einen anderen Stall suchte, der näher bei seiner Freundin war, hatte man das Pulver im wahrsten Sinne des Wortes verschossen. Bis auf jenen Morgen. Eigentlich war es gar nicht genau zu sagen, wer den Anfang machte, am Ende kam dann aber eine vor Wut kochende Frau Huber aus der Halle und eine frech grinsende Frau Peters verblieb in der Halle. Im Streit hatte man sich geeinigt nicht mehr zusammen die Halle zu betreten. Man sollte die Zeit im Hallenplan vermerken zu der man zum reiten kam. Frau Huber nahm dies ernst und weil sie nur morgens Zeit hatte, schrieb sie sogleich in den Hallenbelegungsplan für die restliche Woche… 8.00 bis 9.00 Huber. So! Sollte sie sehen wie und wann sie ihre hässliche Kreatur bewegen konnte, dachte Frau Huber und war mit sich sehr zufrieden. Hauptsache eins ausgewischt….
Frau Peters hingegen hatte die Auseinandersetzung nach zwei Telefonaten mit ihrem neuen Freund schon fast wieder vergessen und schwebte auf Wolke 7 aus der Halle. So schnell es ging versorgte sie Alibaba und machte sich auf den Heimweg.
Pünktlich um 8.00 am nächsten Morgen war Frau Huber in der Halle. Sie wollte Shakira heute nur longieren, da sie ihre Enkelkinder dabei hatte. Sie lies die Stute antraben und hörte im nächsten Moment einen Markerschütternden Schrei von draußen. Erschrocken ließ sie Shakira durchparieren und hetzte nach draußen. Draußen angekommen sah sie gleich das Malheur. Ihre beiden Enkelkinder hatten nichts besseres zu tun als Fangen zu spielen, was an sich auch nicht so verkehrt gewesen wäre, wenn es nicht genau am Misthaufen hätte stattfinden müssen. Die kleine Maja saß nun in einer Riesenpfütze aus Mist, Schlamm und Matsch. Ihr kleiner Bruder Maik hüpfte vergnügt mit beiden Beinen in die Pfützen und freut sich einen Ast ab die ältere Schwester auf diese Weise besiegt zu haben. Frau Huber kam das blanke entsetzten. Sie lief mit der weinenden Maja und dem schreienden Mail zurück zur Halle. Schweißperlen standen ihr auf der Stirn. Fälschlicherweise nahm sie Maja mit in die Halle, während sie Maik befahl vor der Halle zu warten. Umgedreht wäre es besser gewesen, den Maja sah aus wie ein Paniertes Schnitzel. In windes Eile nahm sie Shakira die Trense und den Longiergurt ab und gab der Stute einen Klaps. „sei wenigstens Du Artig“… mit diesen Worten schnappte sie sich das immer noch weinende Kind und lief zum Gasthaus in der Hoffnung dort Fanny zu finden und eine Waschmaschine plus Dusche. Shakira sah ihrem Frauchen fragend nach ging zum offenen Hallentor und verweilte dort einen Moment. Dann drehte sie sich um wälzte sich ausgiebig und ging zu ihrem Lieblingsplatz., dem hintersten Halleneck wo die alten Pferdeäpfel lagen, da roch es immer so interessant.
Frau Peters kam heute nicht alleine, im Schlepptau hatte sie ihren Angebeteten. Sie scherzte und alberte als wäre sie im Besten Teenager Alter und Alibaba wunderte sich sehr über das komische Verhalten von seinem Frauchen und die komischen Geräusche die sie von sich gab. Sie hakte den Führstrick ein und gab dem Strick Wolfgang. „Hier bring ihn bitte in die Halle, dann kann ich in Ruhe ausmisten. Und komm bald wieder… ich vermiss Dich“, Säuselte sie ihm ins Ohr. Wolfgang der noch nie zuvor ein Pferd am Strick hatte gehorchte wie in Trance dem lieblichen Stimmchen und ging mit dem Hengst in Richtung Halle. Dort angekommen löste er den Strick und machte das Tor zu. „Hasi wo bleibst Du denn?“ kam es aus Richtung Stall. „Ich eile mein Mäuchen…“ kam es zurück und ohne noch mal zurück zu schauen ging er. Ausmisten konnte man das nicht nennen mit was die beiden ihre Zeit verbrachten nichts desto trotz verging aber gerade diese wie im Flug. Frau Petersen setzte gerade zu einer neuen Knutschattacke an, als ein Schrei aus Richtung Halle kam, der einen Toten wieder zum Leben erweckt hätte. Dann war Stille. Frau Petersen schob den verdutzen Wolfgang zur Seite und ging der Sache auf den Grund. Als sie zur Halle kam stand da eine kreidebleiche Frau Huber die ungläubig in die Halle blickte. Sie folgte ihrem Blick und konnte ihren Augen kaum trauen… Wolfgang der ebenfalls dazu gekommen war fand am ersten seine Stimme wieder.
„OHA“ das sind ja jetzt zwei, hab ich gar nicht gesehen. Mausi was machen die denn da?“ Mausi kam nicht zum antworten. „Frau Huber hatte ebenfalls ihre Stimme wieder und auch ihre Farbe. Die Wangen hatten Ähnlichkeit mit einer auf Stufe 12 aufgedrehten Herdplatte. „Was die da machen? Sie fragen im Ernst was die da machen? Ja sie Volltrottel nach was sieht es denn aus? Die spielen Kasperle in der Schlucht, oder Ich sehe was was Du nicht siehst. Mann sind sie so blöd oder tun sie nur so. Das Mistvieh deckt gerade meine Stute.“
„Also jetzt mal langsam“ mischte sich nun Frau Peters ein. „Erstmal ist mein Hase kein Volltrottel und zweitens ist er nicht blöd. Verteidigte sie ihren Hasi. Und drittens ihre alte Jungfer… weiter kam sie nicht den in diesem Moment hatte ihr Frau Huber eine Ohrfeige gegeben die sich sehen lassen konnte. „Hasi“ hatte alle Hände voll zu tun um schlimmeres zu vermeiden und „Mäuschen“ zu beruhigen. Shakira und Alibaba verstanden den ganzen Rummel nicht und standen friedlich nebeneinander in der Halle.
Ich hoffe die Fortsetzung hat Euch gefallen…sorry mehr Bilder gibt es beim nächsten Mal...
GLG Bianca