Erst mal danke an alle, die sich so rege an dieser Diskussion beteiligt haben.
Ich verstehe, wenn man mit dem digitalen Modellieren nicht ganz auf eine Welle kommt. Es ist eben neu und anders. Man erschafft etwas aus einem grauen Pudding, das man weder anfassen, noch wirklich begreifen kann. Es ist, als ob man aus dem Nichts heraus etwas formt.
Ein Kommentar insbesondere von
@Stall Kindelsberg , hat mir allerdings persönlich etwas wehgetan, auch, wenn es vermutlich nicht so gewollt war. Darum möchte ich mich nochmal schnell dazu äußern, um das Thema nochmal aus meiner Sicht zu beleuchten
Und auch wenn es an einigen Stellen vielleicht so klingt - nein, ich bin keinem hier böse. Es ist einfach manchmal das Schreiben, das härter klingt als gewollt.
Zitat von @Stall Kindelsberg
Für mich ist es keine Kunst, an einem PC zu sitzen und die Dinge zu nutzen, die andere in Form von Programmierschritten geschaffen haben!
(...)Werden aber die meisten anders sehen und sich bewundern lassen für Kreationen, die sie auf diese Weise herstellen.
Das darf gerne Deine persönliche Meinung sein. Kunst liegt schließlich im Auge des Betrachters. Aber so wie du das sagst klingt es fast, als steckte einfach gar keine persönliche Arbeit oder Herzblut dahinter. Und das tut echt weh, wenn das der Kommentar über das Medium ist, mit dem man sich so stark identifiziert. Und warum sich nicht dafür bewundern lassen, wenn man etwas gut kann? Ich kann den Kommentar auch nach mehrmaligem Lesen nicht verstehen, ohne mich und alle anderen digitalen Modelleure ein wenig an den Pranger gestellt zu sehen.
Man geht ja auch nicht zu einem Fotografen und sagt ihm, er ist kein Künstler, nur weil seine Bilder nicht mit der Hand gemalt sind, sondern nur von seiner Kamera festgehaltene Momentaufnahmen. Es ist ja auch die Komposition eines Bildes dieses Fotografen, das es besonders macht. Der Winkel der Aufnahme, die Farbgestaltung. Das Auge dafür muss man haben. Auch das ist Kunst. Im übertragenen Sinne gilt das natürlich auch hier.
Für den einen ist es Müll, für den anderen unfassbar schön und ästhetisch. Ganz nach dem Motto "Ist das Kunst oder kann das weg?"
Aber ich bin abgeschweift. Zurück zum Thema: Ja, ich verstehe das eigentliche Problem vollkommen. Du willst etwas VÖLLIG eigenes, ohne Hilfe einer anderen Person erschaffen. Aber nein - ich kann einfach nicht zustimmen, es bräche mir das Herz. Wenn man es so sieht, hat ja auch irgendeine andere Person die Modelliermasse entwickelt, die man benutzt. Es gibt nicht DAS WAHRE Medium. Jeder hat da Präferenzen.
Für eine digitale Skulptur nimmt man schließlich nicht einfach ein Bild daher, drückt einen Knopf und lässt das Programm eine Figur daraus machen. Für ein ordentliches Modell brauche ich anatomische Kenntnisse, muss wissen, wo ich wann Funktion in dem Programm nutzen muss, welche Werkzeuge ich brauche, wie ich die Symmetrie nutze und wann ich sie abschalte, um das Modell am Ende leicht zu asymmetrieren, um es lebendiger zu machen.
Und es soll ja auch stehen, also muss ich auch darüber nachdenken, wie ich die Beine aufsetze, damit die Figur keine Platte braucht. ODER ich muss wissen, wie ich eine abnehmbare Platte baue, in die das Modell am Ende auch hinein passt. Ich muss also das Gewicht und den Schwerpunkt des Modells zumindest im Kopf begreifen können.
Das alles habe ich über Wochen und Monate hinweg, während ich experimentiert habe, gelernt. Das bringt dir niemand bei. Gerade im Modellpferdehobby - unsere Probleme sind einfach viel zu spezifisch, als dass es Tutorials dafür gäbe xD
Ich brauche im Grunde genau dieselben Fertigkeiten wie ein traditioneller Künstler. Nur mit dem Unterschied, dass ich nicht fühlen kann, was ich arbeite. Nicht das Gewicht in der Hand habe, sondern eben nur den Stift meines Tablets. Für manch einen Künstler ist das wichtig. Ich muss aber sagen, dass mich das Problem immer gefuchst hat, dass ich nicht an alle Stellen hingekommen bin oder meine Fingerabdrücke auf dem Modell hinterlassen habe.
- Oder, dass ich aufwändig modellierte Stellen teils beim Festhalten des Modells wieder zerstört habe, weil das Gewicht des Modells beim Festhalten dafür gesorgt hat, dass es sich verformt.
- Oder dass die Masse beim Backen bricht.
- Oder dass das Apoxie zu schnell hart wird, bevor man die Stelle fertig modelliert hat.
- Oder, dass es krümelt.
Die Liste geht ewig weiter...
Viellicht bin ich ja auch einfach nur ein bisschen tollpatschig, aber naja... so ist es eben schon seit über 8 Jahren bei mir... Ich habe keine Lösung dafür gefunden, außer auf digital umzusteigen.
Digital modellieren ist anders, ja! Aber wunderschön auf seine ganz eigene Art. Ich habe einen Riesenspaß dabei! Und wenn ich dafür belächelt werde, kann ich das nicht ganz verstehen. Ich musste das ja schließlich auch erst lernen. Sowas kann man ja nicht einfach auf Knopfdruck. Auch hierfür braucht man Talent (und das sage ich jetzt ohne hochnäsig klingen zu wollen). Nicht jeder kriegt das hin. Jeder, der es will - da bin ich mir ziemlich sicher, aber nicht jeder an und für sich.
Ich liebe es einfach und denke, dass ich hier meine persönliche Bestimmung gefunden habe.
All die Figuren und Modelle, die ich in den vergangenen Monaten kreiert habe wären sonst nie zustande gekommen. Die sind wie kleine Babys für mich. Du siehst, wie sie langsam entstehen und am Ende weißt du, dass du sie in den Händen halten wirst. Dann sind es echte Modelle und du wirst nicht mehr erkennen, ob sie nun von Hand modelliert oder digital entstanden sind.
Und das ist das Lohnendste Geschenk überhaupt!
So viel zum Thema Leidenschaft. Sorry für den Roman Ich hoffe, ich bin niemandem zu nahe getreten. Ich trete gern ins Fettnäpfchen.
LG und Pfötchen!