Da ja doch ein paar Interesse daran hatten meine Kurzgeschichte zu lesen mache ich hier jetzt mal den Anfang mit der ersten Geschichte. Vorab noch eine Info zu den Geschichten selbst.
Jede Kurzgeschichte ist in sich zwar abgeschlossen, aber dennoch bauen sie aufeinander auf und ergeben im Endeffekt eine lange Geschichte. Man kann sie auch als einzelne Kapitel eines Romans nehmen. Zugegeben fällt es mir etwas schwer das zu beschreiben, aber ich denke ihr werdet es dann noch mal besser verstehen, wenn ihr die kommenden Geschichten gelesen habt. Manche, auch wenn es Kurzgeschichten sind, gehen doch schon über mehrere Seiten. Diese werden ich, damit die Beiträge nicht allzulang werden auch mal in mehreren Teilen Posten. Die Charaktere in dieser Geschichten sind übrigens fast alle als BJDs bei mir umgesetzt. Wenn es passt, werde ich vielleicht auch mal am Ende einer Geschichte ein Bild posten. Jetzt wünsche ich euch aber schon mal viel Spaß mit der ersten Geschichte.
In den letzten Tagen war Quentin aufgefallen, dass Kris sehr eifrig an etwas am Basteln war, jedoch machte sein jüngerer Bruder ein großes Geheimnis daraus um was es sich handelte. Kris war sehr geschickt und für seine gerade mal zehn Jahre konnte er schon so einiges. Gerade handwerklich war er sehr talentiert. Eines seiner Hobbys war das bauen und nähen von Puppen. Seien es jetzt Gliederpuppen, Handpuppen oder auch Marionetten. Aus irgendeinem Grund hatte er Spaß daran, diese zu entwerfen und herzustellen. Quentin stand ihm dabei nicht im Weg. Im Gegenteil. Es machte ihm Spaß seinem Bruder dabei zuzusehen. Doch in den letzten Tagen hatte Kris ihn ausgeschlossen und er durfte nichts wissen. Seltsam war das schon. Was heckte der Junge aus? Als Kris seinen Weg in der Küche kreuzte hielt Quentin ihn auf. Eigentlich wollte Kris sich nur eben schnell eine Kleinigkeit zu Essen holen und dann wieder auf sein Zimmer verschwinden.
>>Sag mal, Kris, an was bastelst du eigentlich die ganze Zeit?<<, wollte Quentin wissen.
>>Tut mir leid, Bruder, aber das ist ein Geheimnis.<<
>>Du willst es also selbst mir nicht sagen?<<
>>Nein, diesmal nicht. Aber ich sag dir so viel: Ich bin fast fertig und es ist wahrscheinlich das Beste, was mir bisher gelungen ist. Bis später.<<
Mit diesen Worten verschwand Kris wieder auf sein Zimmer und ließ Quentin zurück. Jetzt fragte er sich erst recht, woran sein Bruder im Moment bastelte. Das letzte Mal sah Quentin seinen Bruder dann beim Abendessen. Er musste wohl nur noch ein paar Feinheiten und Details machen und war dann fertig. Morgen würde er dann wahrscheinlich das fertige Ergebnis sehen.
Kris und Quentin sind Brüder die in gehobeneren Verhältnissen leben. Ihre Eltern bekommen sie gar nicht zu Gesicht und beiden werden, bzw. in Quentins Fall wurden, vom Personal erzogen. Die Eltern der beiden sind vorbildliche Rabeneltern. Für sie zählt nur Arbeit und der Ruf in der Gesellschaft. Im Grunde interessieren sie sich für ihre Kinder kein Stück. Jedoch haben sie dafür gesorgt, und sorgen immer noch dafür, dass die beiden Jungs finanziell abgesichert sind. Jeder von ihnen hat ein eigenes Konto auf dem die Eltern monatlich einen Betrag überweisen. Kris hat bisher nichts davon ausgegeben, Quentin einen Teil, aber auch er spart. Der Chefbutler Charles hat sich die meiste Zeit um die beiden gekümmert und ihnen auch den Umgang mit Geld beigebracht. Mit der Situation mit ihren Eltern hat Quentin sich längst abgefunden, Kris jedoch nicht. Er leidet darunter, dass er keinen Kontakt zu seinen Eltern hat und sie auch eigentlich gar nicht kennt.
In der Nacht wurde Quentin wach, als er im Zimmer seines Bruders etwas umfallen hörte. Er sprang aus seinem Bett und eilte in Kris‘ Zimmer. Dort sah er eine Gestalt am Fenster die etwas unter dem Arm hielt. Sein Blick fiel zu Kris‘ Bett. Dann begriff er. Diese Gestalt hielt seinen Bruder unter dem Arm. Er stürzte auf den Einbrecher zu, doch dieser sprang aus dem Fenster. Quentin sah nur noch, wie der Fremde in der Dunkelheit verschwand. Obwohl er diese Person nicht mehr kriegen würde lief er hinaus und hoffte sie noch einholen zu können, doch sie war längst verschwunden. Quentin lief ins Haus zurück und weckte das Personal. Diese waren selbst erschrocken als sie hörten, dass Kris entführt worden war. Zunächst war erst mal alles in heller Aufregung, doch Charles, der Chefbutler, brachte Ruhe hinein und rief die Polizei. Unterdessen versuchte Quentin seine Eltern zu erreichen. Sie waren wie üblich nicht zu Hause. Wie immer waren sie wohl arbeiten oder auf irgendeinem gesellschaftlichen Anlass. Quentin hatte sich inzwischen daran gewöhnt, doch sein Bruder Kris kämpfte immer noch um ihre Aufmerksamkeit. Ein aussichtsloser Kampf. Charles versuchte immer wieder Quentin zu beruhigen während sie auf die Polizei warteten. Natürlich war er aufgeregt und wütend. Er machte sich Sorgen um Kris. Sauer war Quentin wegen seiner Eltern. Sie waren immer noch nicht zu erreichen.
>>Junger Herr, bitte versucht Euch etwas zu beruhigen<<, versuchte Charles zu beschwichtigen.
>>Wie soll ich mich denn beruhigen? Kris wurde vor meinen Augen entführt, unsere Eltern sind mal wieder nicht zu erreichen und die Polizei lässt sich auch alle Zeit der Welt.<<
Charles hatte etwas Tee aufgegossen und reichte Quentin eine Tasse.
>>Es hilft aber weder Euch noch eurem Bruder wenn Ihr Euch so aufregt.<<
>>Du hast ja recht. Ach, Charles, ich mach mir nur solche Sorgen. Wer weiß, was das für Leute sind die ihn entführt haben.<<
Langsam wurde Quentin ruhiger, setzte sich und trank seinen Tee. Bald darauf traf dann auch die Polizei ein. Quentin war froh, dass Charles bei ihm war. Er kannte den Chefbutler schon von klein auf und hatte mit den Jahren ein sehr gutes Verhältnis zu ihm aufgebaut.
Die Polizei stellte viele Fragen nach ihrem Eintreffen, und Quentin erklärte alles was in der Nacht passiert war. Die Polizei hatte inzwischen eine Fangschaltung eingerichtet falls die Entführer sich meldeten. Unterdessen untersuchte die Spurensicherung den Tatort. Quentin gefiel das nicht. Er hatte das Gefühl, dass die Polizei nichts unternahm. Zurzeit warteten sie darauf, dass die Entführer sich meldeten. Untätig herumsitzen konnte Quentin nicht. Nicht während sein Bruder verschwunden war. Er fertigte Plakate an und hängte diese überall in der Stadt aus. Die Polizei hatte ihm zwar geraten zu Hause zu bleiben, doch Quentin konnte nicht. Dasitzen und zu warten lag ihm nicht. Er wurde fast wahnsinnig. Wenigstens hatte er inzwischen seine Eltern erreicht. Das machte die Sache allerdings nicht gerade besser. Man hörte nur Quentin, doch das reichte schon.
>>Das kann doch nicht euer Ernst sein?!<<, hörte man Quentin sagen. >>Euer jüngster Sohn ist entführt worden und ihr denkt nur wieder an eure Arbeit! Wenn ihr Kris schon nicht beachtet, dann sorgt wenigstens dafür, dass genug Geld da ist, damit das Lösegeld gezahlt werden kann!<<
Der Inspektor sah fragend zu Charles.
>>Versuchen Sie nicht dazwischen zu kommen. Im Moment kann ihn keiner beruhigen. Ich muss ehrlich sagen, dass ich das auch gar nicht will. Ich glaube, wenn er einen Job hätte würde der junge Herr das alleinige Sorgerecht für seinen Bruder beantragen.<<
>>Sind die Eltern so schlimm?<<, wollte der Inspektor wissen.
>>Letzten Endes kümmert sich Quentin darum, dass hier im Hause alles seinen richtigen Gang geht und verwaltet das Personal gemeinsam mit mir. Die Herrschaften interessieren sich herzlich wenig für ihre Kinder. Ihre Erziehung liegt in den Händen des Personals.<<
Der Inspektor konnte kaum glauben was er gerade gehört hatte. Wie konnten Eltern sich ihren Kindern gegenüber so verhalten? Langsam machte sich Charles aber auch Gedanken wegen Quentin. Es war nicht zu überhören, dass er immer wütender wurde.
>>Jetzt reicht es endgültig! Ich habe mich ja mit eurer Ignoranz abgefunden, aber gleich zu sagen, dass es ohne Kris besser wäre, geht zu weit! Wenn ihr mehr auf ihn achten würdet, dann wärt wahrscheinlich auch ihr stolz auf ihn! Letzten Endes seid ihr beide nichts weiter als unsere Erzeuger!<<
Quentin legte auf und ging zurück. Er war auf hundertachtzig. Jetzt konnte er definitiv nicht mehr nur herumsitzen und warten. Er musste selbst tätig werden.
>>Charles, ich überlasse dir die Handlungsvollmacht. Ich werde auf eigene Faust suchen.<<
>>Junger Herr, haltet Ihr die Idee für so gut?<<
>>Keine Sorge, Charles. Es wird schon alles gut gehen.<<
>>Wollt Ihr Euch nicht lieber erst beruhigen?<<
>>Geht schon. Halt du hier die Stellung und kümmere dich um alles.<<
Quentin ging nach oben und Charles sah ihm besorgt nach. Er hatte ein ungutes Gefühl und hoffte, dass es nur ein Gefühl blieb. Quentin packte seine Sachen und ging. Er hatte keine Ahnung wo er anfangen sollte, aber irgendetwas würde sich schon ergeben.