Laurea (RPG) - Let the game begin

  • Lumira


    Cathan sah zu meiner Erleichterung wirklich zufrieden aus. Er schien mir an diesem Morgen ein bisschen durch den Wind, aber wer wusste schon, was er zuvor mit dem anderen Herrn zu regeln gehabt hatte, den ich so kurzerhand als Berater eingestuft hatte.

    Binnen Sekunden wirkte er allerdings wieder sehr souverän. Mathilda. Den Namen würde ich mir direkt merken. Zumal es sich so anhörte, als würde ich in nächster Zeit vermehrt mit dieser Dame als Aufseherin zu tun haben.

    Ich lächelte und nickte zum Zeichen meines Einverständnis. "Dann mal los." Diese drei Worte galten vor allem mir selbst, um mir Mut zuzusprechen. Aber ich freute mich durchaus. Entschlossen straffte ich die Schultern ein wenig und es folgte ein beherzter Schritt, mit dem ich hinter ihm her in Richtung der Tür trat.

  • Cathan

    Wir bahnten uns den Weg durchs Haus. Ich fragte die erstbeste Bedienstete, wo Mathilda denn war. "In der Küche, mein Herr", antwortete sie rasch und arbeitete dann sofort weiter. Ich lächelte milde und warf Lumira einen Blick zu, dann machte ich mich weiter auf den Weg in die Küche des Hauses. Dort stand Mathilda, eine etwas ältere Frau, deren Haar hochgesteckt war und deren strenge Gesichtszüge ihr Wesen gut wiederspiegelten. Ich machte einen Schritt auf sie zu und erklärte ihr knapp, weswegen wir hier waren. Sie musterte Lumira eindringlich und prüfend. Schließlich, als ich geendet hatte, nickte sie und wandte sich Lumira zu, die sie noch einmal von oben bis unten betrachtete. "Folg mir", forderte sie sie auf.

    "Arguing that you don't care about privacy because you have nothing to hide, is no different than saying you don't care about free speech because you have nothing to say."
    -Edward Snowden

  • Lumira


    Die Aufseherin namens Mathilda schien allseits bekannt zu sein, denn gleich die erste Angestellte, die uns auf unserem Weg durchs Haus begegnete, konnte uns ihren gegenwärtigen Aufenthaltsort - die Küche - verraten. Ich blieb vorsichtshalber immer einen guten Schritt hinter Cathan zurück. Ich wollte bestimmt nicht respektlos wirken. In der Küche wurden wir dann tatsächlich fündig.

    Ich musterte die ältere Dame möglichst wenig offensichtlich - ganz im Gegensatz zu ihr, die meinen Körper einer eingehenden Prüfung unterzog. Mit ihrer Hochsteckfrisur, der makellosen Kleidung und den eher strengen Zügen machte sie einen geraden und sehr vornehmen Eindruck. Und sie strahlte Autorität aus. Bereits nach diesen paar Sekunden konnte ich verstehen, wieso sie diesen Posten innehatte. Etwas unsicher, ob es wohl als unhöflich angesehen werden würde, dass ich ihren Blick erwiderte, anstatt ihn abzuwenden, war ich erleichtert, als sie mir schließlich nach einer knappen Erklärung von Cathan bedeutete, ihr zu folgen. Zumindest die erste Musterung hatte ich wohl bestanden. Ich lächelte Cathan noch einmal zu, ehe ich mich beeilte, mit Mathilda Schritt zu halten. Der war nämlich mindestens so stramm wie ihr Haarknoten, was mich unwillkürlich schmunzeln ließ.

  • Mathilda

    Schnellen Schrittes bahnte ich mir den Weg durch das Haus, bis wir vor der Tür des Dienstmädchenzimmers standen. Dort angekommen, drückte ich die Türklinke der dunklen Eichentür hinunter und öffnete sie. Dahinter kam ein geräumiges Zimmer zum Vorschein, in dem einige Stockbetten standen, zudem ein großer Schrank an der Wand, auf den ich nun zusteuerte. "Wer hier arbeiten will", erklärte ich in strengem Ton, "muss angemessen angezogen sein." Ich warf meinem neuen Schützling einen Blick zu und schüttelte in Anbetracht der Kleidung den Kopf. Bluse und Hose. Wozu benötigte eine junge Frau ihren Alters denn solch eine Kleidung?
    Dann wandte ich mich wieder dem Schrank zu und zog ein schlichtes, knielanges Kleid hervor. Es war in einem hellen Grau gehalten und somit so simpel gestaltet wie sein Schnitt. "Diese Größe müsste dir passen", meinte ich und reichte es der jungen Frau. Wie der Hausherr mir verraten hatte, war ihr Name wohl Lumira. Interessanter Name, aber nichts, was mich weiter beschäftigte. Es ging nur darum, dass sie ihre Aufgabe besser erledigte, als ihre Vorgängerin. Eine sehr frustrierende Geschichte war das gewesen. Geradezu erbärmlich. Dieses Mädchen war leider ein völliger Fehlgriff gewesen. Aber dem Berater meines Dienstgebers war eben auch keine vernünftige Auswahl zuzutrauen. Er war ebenso kompetent wie ein Ziegelstein, mit dem Unterschied, dass Ziegelsteine keine Fehler machten.

    "Arguing that you don't care about privacy because you have nothing to hide, is no different than saying you don't care about free speech because you have nothing to say."
    -Edward Snowden

  • Lumira


    Meine neue Vorgesetzte, steuerte zielstrebig eine dunkle Tür an, die sie sogleich öffnete. Neugierig sah ich mich kurz um und fragte mich angesichts der Stockbetten in dem luftigen Raum, ob hier wohl ein Teil der Angestellten untergebracht war. Das Zimmer war geräumig und hell - freundlich, wie ich fand. Dann jedoch heftete ich meinen Blick wieder auf Mathilda, die ohne groß Zeit zu verlieren, die Türen eines großen Wandschrank aufzog und mich dabei darüber informierte, dass es hier eine Kleiderordnung zu wahren galt. Angesichts meines jetzigen Aufzugs schüttelte sie missbilligend den Kopf. Ich konnte mich beherrschen, nicht zu grinsen. Sie schien eher ein bisschen streng zu sein, aber da war ich sicher noch andere Töne gewöhnt. Ich würde mich also nicht daran stören.

    "Ich verstehe", sagte ich stattdessen und nahm einen Moment später das schlichte hellgraue Kleid entgegen, das sie soeben mit den letzten Worten triumphierend aus dem Schrank gezogen hatte. Ich hatte mir im Grunde bereits denken können, dass die Menschen, die in einem so vornehmen Haus arbeiteten, sicher eine entsprechende Uniform trugen. Ich lächelte, als ich mich bedankte.

  • Mathilda

    Sie war ruhig und höflich, wie ich feststellte. Der Hausherr schien einen guten Riecher gehabt zu haben. Bei der vorherigen Haushälterin hatte der Berater meines Dienstgebers ja ein aufmüpfiges, ungezogenes Ding erwischt, ein Fehlgriff, eine Blamage! Aber das sollte nun nicht das Thema sein. Es gab Wichtigeres, weswegen ich Lumira nun zur Eile drängte. "Beeil dich, Kind, wir haben nicht den ganzen Tag Zeit! Zieh dich um, dann zeig ich dir das Haus und deine Aufgaben", erklärte ich.

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    -Edward Snowden

  • Lumira


    Bei ihren drängenden Worten gab ich mir endlich einen Ruck und stand nicht länger wie angewurzelt da. Ich wandte ihr den Rücken zu und schlüpfte dann eilig aus Hemd und Hose und in das knielange Kleid hinein. Zu meinem eigenen Erstaunen passte es nahezu wie angegossen. Das Oberteil lag eng am Körper an, der Rock hingegen war etwas weiter geschnitten und fiel schlicht von der Taille ab, wo der Saum sanft meine Beine in Kniegegend umspielten. Es war zugleich ein ungewohntes und schönes Gefühl wieder ein Kleid - oder überhaupt irgendetwas anderes - zu tragen, wo ich mich schon so an Hemd und Hose gewöhnt hatte.

    Ich strich fast liebevoll über den weichen, grauen Stoff. Dann besann ich mich und sammelte eilig Hemd und Hose auf, womit ich mich wieder gänzlich zu der Aufseherin umdrehte. Möglichst beiläufig zupfte ich eine vorwitzige Haarsträhne zurück an ihren Platz.

    "Es passt", erklärte ich, auch wenn sie das bestimmt selbst sehen konnte. Ich hatte beschlossen, Respekt vor ihrem Blick für Kleidergrößen zu haben. Sie hatte direkt gewusst, was mir passte. "Ich wäre soweit... Verzeiht, wie möchtet Ihr von mir angeredet werden?"

  • Mathilda

    Ich wandte mich von der jungen Frau ab, während diese sich umkleidete. Ein gewisses Mindestmaß an Anstand musste man ja wahren. Alles andere wäre unzumutbar. Wenn der Hausherr den Eindruck hätte, man hätte hier keinen Anstand... Nicht auszudenken. Nein, Ordnung und Anstand mussten sein, alles andere kam nicht in Frage.

    Als sie sich also umzog, entdeckte ich eine dünne Staubschicht auf einer Fensterbank. Mit zusammengezogenen Brauen fuhr ich mit dem Finger darüber. Also wirklich. Da würde ich noch ein ernstes Wörtchen mit dem zuständigen Dienstmädchen sprechen müssen. Sowas durfte man auf keinen Fall durchgehen lassen. Wo kämen wir denn da hin? Nein, unmöglich, sowas...

    Meine Aufmerksamkeit wurde wieder von Lumira in Anspruch genommen, die meinte, dass das Kleid passen würde. Ich wandte mich zu ihr um und musterte sie erstmal eingehend. Ja, es passte tatsächlich. Es stand ihr sogar, wenn man das so sagen konnte. Hach, als ich noch so jung gewesen war... Schöne Zeiten, aber eben auch vergangen. Darüber musste man nicht nachgrübeln. Stattdessen nahm ich ihr ihre Kleidung, die sie zuvor getragen hatte, ab und legte sie in ein Regal. "Du kannst sie dir später wieder abholen", erklärte ich, "während dem Arbeiten wirst du sie allerdings nicht benötigen und womöglich als störend empfinden."

    Da fragte sie danach, wie ich angesprochen werden wollte. Einen Moment musterte ich sie, dann seufzte ich. "Nenn' mich einfach Mathilda", erklärte ich. "Vor dem Hausbesitzer solltest du die Höflichkeitsform wahren, sonst kannst du meinetwegen auch 'du' zu mir sagen."
    Ich ließ meinen Blick durch den Raum schweifen, bis er wieder an Lumira hängenblieb. "Eines noch: Wenn du ein warmes Bett hier brauchst, damit du morgens pünktlich erscheinen kannst, dann lass es mich wissen und ich arrangiere alles Nötige." Es war wichtig, dass sie gut ausgeruht und vor allem zeitig und pünktlich zur Arbeit erschien. Alles andere war unverzeihlich. Übermüdete Angestellte machten Fehler und arbeiteten nicht annähernd so gut zusammen. Nein, nein, alles musste gut geregelt sein.


    //Endlich mal wieder was zusammengebracht xD

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    -Edward Snowden

  • Lumira


    Ich rechnete es der Haushälterin an, dass sie sich in der kurzen Zeit, die ich gebraucht hatte, um in das Kleid zu schlüpfen, anderweitig beschäftigte. Als ich wieder aufsah, wischte sie gerade pikiert über eine der Fensterbänke. Offenbar hatte sich etwas dorthin verirrt, was in ihren Augen nicht dort sein dürfte. Ich tippte auf Staub und musste mir mit aller Macht ein Grinsen verkneifen.

    Als sie sich nun wieder zu mir umdrehte, unterzog ich mich zunächst einmal einer weiteren, kritischen Musterung, die ich ihres Schweigens nach zu urteilen wohl bestand. Die Kleidung würde ich nachher abholen. Ich nickte als Zeichen meines Verständnisses.

    Dann war ich fast ein bisschen überrascht, dass sie mir das "Du" anbot. In Abwesenheit von Cathan, verstand sich.

    "Freut mich." Ein leichtes Lächeln stahl sich auf meine Lippen.

    Jedenfalls schien Mathilda insgesamt genau die Richtige für ihren Posten zu sein. Obwohl ich erst wenige Minuten mit ihr verbrachte, wagte ich bereits, auf einige ihrer Charakterzüge zu schließen. Ordnungs- und pflichtbewusst, mit einer gewissen Strenge, um die Dinge in diesem Haushalt durchzusetzen und einer natürlich autoritären Ausstrahlung. Und vermutlich eine klare Tendenz zur Liebe von Ordnung und Beständigkeit. Feststand, dass ich lieber einen positiven ersten Eindruck hinterlassen wollte.

    Zuletzt ergänzte sie sich um das Angebot, mir ein Bett im Haus zur Verfügung zu stellen.

    "Das ist sehr freundlich, aber es wird vorerst kaum nötig sein." Ich schenkte ihr ein höfliches Lächeln. "Aber falls doch, so werde ich es Euch... dich wissen lassen."


    //Haha, alles gut, freue mich ^^

    Und der Text war (wie nicht anders zu erwarten) gewohnt spitze xD

  • Mathilda

    Ich hörte mir an, was sie erwiderte und nickte dann. "Nun gut, dann zeige ich dir, was deine Aufgaben sein werden, wir wollen immerhin heute noch etwas bewegen", erklärte ich und trat dann auf die Tür zu, die ich sogleich schwungvoll öffnete und nach draußen trat. Eines der anderen Mädchen huschte gerade eilig an mir vorbei und mein strenger Blick folgte ihr für einen Moment, bis ich feststellte, dass sie nur nach draußen gehen wollte, um frisches Wasser zum Putzen zu holen. Fleißig. Man musste eben doch nicht immer nur Druck machen.

    Nachdem ich geprüft hatte, dass auch die anderen noch fleißig ihrer Arbeit nachgingen, bedeutete ich Lumira, mir ins Obergeschoß zu folgen. Die hölzerne Treppe knarzte bei jedem Schritt. Wäre sie nicht so gut in Schuss, würde ich mir glatt Sorgen machen, dass sie irgendwann unter meinem Gewicht nachgeben würde. Ich war zwar gewiss nicht so schwer wie manche der Männer auf den Feldern, aber so zierlich wie Lumira es beispielsweise war, war ich auch nicht. Dennoch hatte mich die Treppe jahrelang problemlos ausgehalten, auch, wenn es jedes Mal anders klang.

    Im Obergeschoß angekommen deutete ich auf eine mit Holzschnitzereien verzierte Tür. "Das ist das Gemach von Cathan", erklärte ich beinahe ehrfürchtig. "Dafür wirst du unter anderem verantwortlich sein. Ich werde dir zeigen, worauf du achten musst, damit der Hausherr mit dir zufrieden ist." Der Anflug eines Lächelns stahl sich auf mein Gesicht. "Du kannst es nur besser machen als deine Vorgängerin."


    //Aww, danke :'D
    Es geht langsam aufwärts... im wahrsten Sinne des Wortes xD

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    -Edward Snowden

  • Lumira


    Ich musste innerlich zugeben, dass Mathilda mich mit ihrer Ausstrahlung irgendwo beeindruckte. Jeder Schritt, jeder Griff, jede Geste schien energisch und duldete kaum Widerspruch. Auf dem Gang sah ich gerade noch ein Mädchen von hinten, das eilig davonhuschte, als ich hinter Mathilda aus dem Zimmer trat. Die Angestellten, die sie unter sich hatte, hatte sie ganz offensichtlich bestens im Griff.

    Ich folgte ihr wie ein unauffälliger Schatten, während sie sich des Fleißes des restlichen Hauspersonals mit eigenen Augen versicherte.

    Anschließend ging es für mich hinauf ins Obergeschoss, wo ich mich staunend - aber das möglichst unauffällig - umblickte. Die Treppe hier hinauf schien beinahe die Rolle eines Wächters zu übernehmen, sie knarzte jedenfalls beinahe so gefährlich wie jeder Wachhund an ihrer Stelle hätte knurren können. Ich störte mich jedoch kein bisschen daran, im Gegenteil, mir gefiel das Geräusch von knarrendem Holz. Es brachte etwas Altes, Zähes und Aufregendes mit sich.

    Eine mit wunderschönen Schnitzereien verzierte Tür sprang oben direkt ins Auge. Zumindest hätte sie das wohl selbst dann, wenn Mathilda nicht noch zusätzlich darauf gezeigt hätte.

    Bei dem, was sie nun dazu erklärte, war ich froh, dass ich gerade nichts zu trinken zur Hand hatte. Anderenfalls hätte ich mich mit ziemlicher Sicherheit daran verschluckt. Cathans Gemächer also. Aus irgendeinem Grund war mir auf einmal fast ein wenig mulmig zumute. Wahrscheinlich lag es daran, dass ich auf keinen Fall damit gerechnet hatte, direkt mit einem solch "heiklen" Raum betraut zu werden, vor dem selbst die so energische und beeindruckende Mathilda einen gewissen Respekt zu haben schien. Wie es aussah würde ich mich direkt beweisen müssen. Oder können. Im Grunde war es doch einfach nur das Schlafzimmer des bisher sehr netten Hausbesitzers. Nichts weiter. Ein ganz normaler Raum eines vielleicht etwas größeren und reicheren Hauses. Mehr war schließlich nicht dabei, oder?

    Ich war fast selbst erstaunt darüber, wie cool ich war, als ich Mathilda nun zunickte. Umso mehr, als ich meinte, so etwas wie ein beginnendes Lächeln auf ihren Lippen zu erkennen. Es wollte mir zwar nicht so recht gelingen, die Art dieses Lächelns zu deuten, aber ich lächelte einfach zurück. "Das sind ja dann beste Neuigkeiten." In der Tat war es geradezu erleichternd, dass meine Vorgängerin die Erwartungen offenbar nicht allzu hoch gesteckt hinterlassen hatte. "Ich freue mich wirklich auf meine Aufgaben."


    //xD

    Sorry, ich habe bisher einfach noch nicht die Zeit gefunden, mich einem anderen RPG zu widmen :'D

  • Narvik

    Die Wochen waren verstrichen, seit wir in der Scheune untergekommen waren. Langsam wurden wir mit allem hier in unserem neuen Leben vertrauter. Wir beide lernten unsere Tätigkeiten immer besser kennen und es war etwas, das ich durchaus als Routine bezeichnen würde, aufgekommen. Mittlerweile lebten wir ein einfaches, aber friedliches Leben. Tagsüber arbeiteten wir, abends aßen wir, unterhielten uns oder kuschelten miteinander, manchmal machten wir auch einen Spaziergang in die Stadt, wenn wir ein bisschen etwas erleben wollten.

    Neben all dem, das sich nun einzupendeln begann, machten sich auch Veränderungen bemerkbar. Vor allem an meinem Körper bemerkte ich sie. So fiel mir die Arbeit auf dem Feld schon gar nicht mehr so schwer wie zu Beginn und auch meine Muskeln traten nun stärker hervor als zuvor. Aber auch die Natur veränderte sich. Die Nächte wurden wärmer und die Decken wärmten uns mittlerweile problemlos. Aber manchmal konnten wir uns in der Nacht auch schon ein bisschen abdecken, ohne befürchten zu müssen, dass wir uns eine Erkältung oder gar eine Lungenentzündung zuziehen könnten. Andererseits hatte ich davor nie besonders Angst gehabt. Immerhin hatte ich früher oft draußen geschlafen, und selbst da war das mit der Erkältung höchstens so oft vorgekommen, wie ich an beiden Händen abzählen konnte und eine Lungenentzündung hatte ich zum Glück nie gehabt. Sowas sollte ja nicht ganz so ungefährlich sein, wenn man nicht rasch einen Heiler aufsuchte.

    Zum Glück wurden weder Lumira, noch ich, in den vergangenen Wochen krank. So brauchten wir unser Geld nur für das Nötigste und mussten es nicht in etwaige Heilerkosten investieren - nicht, dass ich für Lumira das Geld nicht ausgegeben hätte, für sie würde ich mir vermutlich alle Schulden dieser Welt aufhalsen. Aber so konnten wir uns bereits ein kleines Sümmchen zusammensparen, das stetig mehr wurde. Für eine eigene Bleibe würde es wohl noch länger nicht reichen, aber solange uns Cathan hier Unterschlupf gewährte, war das auch nicht notwendig. Klar, wir lebten hier nicht wie die Könige, aber immerhin waren wir glücklich.

    Ich selbst kam gerade vom Feld. Es war einer dieser Abende, an denen der Aufseher uns früher hatte gehen lassen. Mittlerweile war ich einem anderen unterstellt worden, der gerade erst geheiratet hatte und deshalb selbst immer etwas früher nach Hause wollte. Offenbar hatte er den Spielraum, zu entscheiden, wann er uns gehen ließ, sodass es keinen Ärger gab. Bisher hatte es zumindest keinen gegeben und ich war froh, sollte das so bleiben.

    Bevor ich zu Lumira in die Scheune ging, betrat ich den Stall und näherte mich dem Verschlag meiner Stute. Uva schnaubte und machte sich gerade über das Heu her, als ich eintrat. "Hallo, Mädchen", grüßte ich sie grinsend, woraufhin sie den Kopf hob, auf mich zutrat und mich anstupste. Als ihr das nicht mehr zu reichen zu schien und sie nun damit begann, an meinem Hemd herumzuzupfen, schob ich sanft ihren Kopf wieder weg. Am Ende würde sie mich noch anknabbern, ohne es zu wollen. Und wenn ich eines gelernt hatte, dann, dass Pferde durchaus zubeißen konnten, wenn sie etwas oder jemanden mit Futter verwechselten.

    Schmunzelnd strich ich über ihren Kopf, bevor ich ihr ein paar Halme aus der Mähne zupfte. Dann holte ich die Bürsten, mit denen ich begann, die Stute ein wenig zu säubern. Danach verstaute ich sie wieder und verabschiedete ich mich. Am Weg aus dem Stall blickte ich zu Kireas ehemaligen Pferd. „Was machen wir nur mit dir?“, murmelte ich. Das Pferd schien mir immer noch nicht recht zu trauen, auch, wenn es keine offensichtlichen Ambitionen mehr verfolgte, mich dem Erdboden gleichzumachen. Klar, das war ein Fortschritt, aber wenn Lumira nicht in der Nähe war, wollte ich dann doch nicht zu dem Tier gehen. Immerhin war zu befürchten, dass es sich das doch noch anders überlegen würde, wenn ich ihm plötzlich zu gruselig wurde. Ich wollte mir ungerne Biss- oder Trittverletzungen einfangen. Und wenn ich Pech hatte, ging das schneller, als ich das geplant hatte.

    Schließlich verließ ich den Stall wieder und betrat die Scheune. Rasch näherte ich mich unserem Schlafplatz. „Ich bin zurück!“

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    -Edward Snowden

  • Lumira


    Durch die schmalen Ritzen der Scheunenwand suchten sich helle Sonnenstrahlen zielsicher den Weg in die - dadurch nur noch halbdunkle - Scheune. Sie waren über die letzten Wochen sozusagen selbstbewusster geworden und hatten sogar schon etwas an Wärme dazugewonnen. Ein Glück, denn es machte die Nächte in unserer zugigen Unterkunft um einiges angenehmer. Ich sah kurz von dem Bettlager auf, auf dem ich in mitten des Heumeeres kniete und beobachtete mit einem stillen Lächeln die tanzenden Heupartikel, dort, wo sich das warme Licht unter dem hohen Spitzdach bündelte. Diesen Anblick war ich mittlerweile schon ziemlich gewohnt, was sich zugegeben ziemlich gut anfühlte. Auch wenn es mir schwerfiel, diese Unbeschwertheit und den Glauben an die Ruhe, die mich bisweilen ergriff, auch wirklich anzunehmen, war es ein schönes Gefühl, sich an etwas zu gewöhnen. Überhaupt hatte unser Leben durch die Entwicklung - oder vielmehr Beständigkeit - der letzten Wochen fast schon ein paar routinierte und erstaunlich friedliche Züge erhalten. Morgens brauchte ich mich nicht mehr als erstes zu fragen, wo ich war und was ich an diesem Tag tun würde.

    Die Arbeit in Cathans Haushalt war zwar häufig hart, aber im Großen und Ganzen hatte ich wirklich Spaß daran. Dadurch, dass meine Aufgaben innerhalb dieses Feldes sehr vielseitig waren, wurde mir auch definitiv nicht langweilig, denn es gab selten einen Tag, an dem sich der Ablauf des vorigen genau wiederholte. Ich fing in der Regel frühmorgens an und war dann später etwas früher fertig, als Narvik vom Feld zurückkehrte. Dazwischen machte ich sauber, wischte Staub, schüttelte Betten auf, polierte Möbel, Gläser und Porzellan, klopfte die Vorhänge aus, brachte dreckige Kleidung in die kleine Wäscherei, räumte auf und goss Blumen. Zutun gab es immer genug. Mathilda schien mit meiner Arbeit bisher zufrieden zu sein, wenngleich sie das auch niemals offen äußerte. Generell kommentierte sie die Arbeit wenig. Im Gegensatz zu Cathan, dem ich immer mal zwischendurch über den Weg lief und mit dem ich dann meistens ein paar freundliche Worte wechselte. Erst vergangene Woche hatte er sogar beiläufig mal ein Lob fallen lassen, weil ich mich so gut um sein Gemach kümmern würde (was schlicht daran lag, dass ich dafür auch tatsächlich am meisten Zeit in Anspruch nahm, denn ich wollte den Hausherrn natürlich zufriedenstellen, denn ich wollte natürlich einerseits nicht meine Anstellung gefährden, andererseits mochte ich ihn wirklich gerne und zudem gefiel mir das Zimmer, da ich eigentlich ständig etwas Neues sonderbares entdeckte).

    Ein paar der anderen Dienstmädchen hatte ich über die Zeit auch schon etwas kennengelernt, die meisten kamen ursprünglich aus der näheren Umgebung, aber manche kamen auch aus weiter entfernt gelegenen Städten und Ortschaften. Viel Zeit für Konversationen blieb unter Mathildas strengem Blick während der Arbeitszeit jedoch nicht.

    Nach der Arbeit machte ich dann meist direkt in der Scheune weiter und brachte genau wie jetzt unser Bescheidenes, aber gemütliches Nachtlager auf Vordermann. Es war tatsächlich gut, dass die Nächte allmählich milder wurden, denn in den vorangegangenen Wochen hatte ich in manchen trotz Narviks Wärme wirklich sehr gefroren.

    Nachdem ich mit den Decken fertig war, pflückte ich eine Garnitur von Narviks Ersatzkleidung von einem Heuballen, sammelte sorgfältig die Halme ab und faltete Hemd und Hose anschließend mit mittlerweile routiniertem Griff zusammen.

    Wenn wir beide mit dem Verrichten unserer Arbeit fertig und nicht allzu erschöpft waren, machten wir hin und wieder einen Ausflug in die nahe Stadt oder unternahmen gemeinsam Ausritte in die wirklich schöne Umgebung. Auch Ariven und Uva hatten sich bereits gut eingelebt und kannten mittlerweile auch schon einige Wege, die wir auf unseren Streifzügen immer wieder ritten.

    Der Rappe machte ebenfalls Fortschritte. Wenn bei ihm auch viel Geduld gefordert war. Aber die offensive Aggressivität Narvik gegenüber hatte er schon relativ bald abgelegt, auch wenn die Luft stets noch etwas angespannt war, sobald die beiden sich in Reichweite befanden. Wann immer ich etwas Zeit fand, versuchte ich, mich mit dem Schwarzen zu beschäftigen und nahm ihm oft als Handpferd mit, damit er sich weiter an uns alle gewöhnte und allmählich Vertrauen fasste. Die Fortschritte waren sicher langsam, aber dafür stetig. Ich war mir sicher, dass er schon bald vollkommen zu unserer kleinen Gruppe dazugehören würde. Solange wir das Geld für die Versorgung dreier Pferde aufbringen konnten, war ein zusätzliches Pferd sogar von Vorteil.

    Gerade, als ich die Essenssachen hervorholte, weil Narvik bald zurückkommen müsste, hörte ich bereits seine Stimme. Überrascht blickte ich auf und entdeckte ihn am Scheunentor, von wo aus er rasch näherkam. Mit einem Satz war ich auf den Füßen und lief ihm freudig entgegen. Dabei fiel mir zum wiederholten Male auf, dass sein Hemd über die letzten Wochen deutlich mehr über der Brust spannte als zuvor. Er war insgesamt noch etwas breitschultriger geworden und auch seine Arme kräftiger, die schon zuvor deutlich sichtbare Muskulatur war insbesondere am Oberkörper durch die harte Feldarbeit weiter hervorgetreten. Sicher nicht zu meinem Missfallen... Ansonsten war er aber unverändert derselbe liebevolle, charmante und humorvolle Kerl, der mittlerweile so sehr zu meinem Leben dazugehörte, dass ich ihn mir gar nicht mehr daraus wegdenken konnte.

    Als ich ihm endlich gegenüberstand, legte ich meine Arme um seinen Hals, grinste zu ihm hoch und reckte mich auf die Zehenspitzen, um ihm einen Kuss zu geben. "Schön, dass du zurück bist. Wie war es heute?"

  • Seriel


    In den letzten Wochen war ich weit gereist und konnte nun deutlich die Wärme der Sonne fühlen. Der Schnee wich und anstelle von Nadelbäumen wuchsen nun vermehrt Laubbäume. Meinem Pferd schien das nichts auszumachen. Er war weiterhin der selbe .... konzentriert und aufmerksam.


    Ich erreichte eine weitere Stadt, bis jetzt hatte ich kaum welche erreicht. In der Ferne erspähte ich die Umrisse eines großen Anwesens, aber erstmal würde ich mich in der Stadt umschauen, also schlug ich mir meine Kapuze über und gab meinem Pferd das Kommando zum losgehen. Mit großen Schritten ging das mächtige Tier voran und hatte trotzdem diese Anmut. Die Menschen sahen uns an, aber schauten oft schnell weg. War es wegen meinem Erscheinungsbild? Vielleicht, denn keiner hatte solch schwere schwarze Sachen, einen schwarzen Fellmantel hier gesehen. Sicherlich waren auch der Anblick des Bogens und des Schwertes ungewohnter. Besonders so auffällig in der Öffentlichkeit. Ich strich mir eine lange widerspenstige schwarze Haarsträhne wieder unter die Kapuze. Eine Antwort auf die komischen Blicke würde ich so schnell nicht erlangen. Niemand traute sich mich anzusprechen und wegen meiner Erscheinung, aber auch wegen meinem mächtigen Rappen teilte sich die Masse vor mir......

  • Narvik

    Lumira kam mir entgegen, warf sich mir regelrecht an den Hals, grinste mich an und stellte sich auf die Zehenspitzen, um mir einen Kuss zu geben. Ich grinste sie meinerseits ebenfalls an und griff nach ihren Händen. "Anstrengend wie immer", antwortete ich auf ihre Frage. "Aber: Der Aufseher hat uns früher gehen lassen. Scheinbar wollte er auch einfach nach Hause." Ich lachte, dann setzte ich mich, die Finger einer Hand immer noch mit Lumiras verschränkt, in Bewegung, in Richtung unseres Lagers, weil ich mich dringend umziehen musste.

    "Wie war dein Tag?", fragte ich sie nun, wobei ich sie interessiert anblickte. In der Vergangenheit hatte sie sich wohl ganz gut mit unserem Dienstgeber verstanden und zugegebenermaßen gefiel es mir nicht besonders, wie ausgesprochen höflich er sich verhielt, wenn Lumira dabei war. Manchmal hatte ich das schon mitbekommen und ich fand das doch sehr auffällig, wie charmant er da auf einmal sein konnte. Vermutlich war das nur die Erziehung, sich gegenüber von Frauen nicht wie die Axt im Walde aufzuführen, aber trotzdem wollte mir das einfach nicht gefallen.
    Andererseits würde es wohl Lumira auch nicht gefallen, wenn ich mich so verhielt, weshalb ich versuchte, mich zurückzuhalten. Es war am Ende ja doch übertrieben, er war ja nur freundlich. Wenn auch zu freundlich, für meinen Geschmack.

    Aber gegen meine Großartigkeit würde er ohnehin nicht ankommen.

    Dennoch, ich wusste, dass ich mich darauf nicht ausruhen sollte. Niemals würde ich den Fehler machen, jemanden wie Lumira zu vergraulen. Das wäre unverzeihlich.

    "Was hältst du davon, wenn wir nachher noch einen Spaziergang machen?", fügte ich dann noch hinzu.


    //Und bei der Gelegenheit könnten sie auf Seriel stoßen :'D

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    -Edward Snowden

  • Lumira


    Ich lächelte und musterte ihn wie immer mit einem Anflug von Besorgnis. Vielleicht war das doch so ein weiblicher Instinkt. Eigentlich doch bescheuert. Die Arbeit auf dem Feld war hart, da machten wir uns beide sicher nichts vor. Ich hatte nun einmal irgendwo die Sorge, dass es eines Tages nicht bloß bei der Anstrengung bleiben, sondern er sich ernsthafte Folgeschäden zuziehen könnte. Aber ich schwieg darüber, denn im Grunde war es erst einmal nichts, was mich allzu sehr beunruhigen sollte - Narvik war schließlich kein hagerer Halbstarker, sondern groß und stark - und nichts läge mir ferner, als ihn mit diesem Anflug von Überfürsorge zu nerven.

    Auf seine Rückfrage hin, lächelte ich leichtfertig. "Nichts wirklich Besonderes, aber ich durfte heute zum Ersten mal den Hausflur wischen und fegen..." Ich grinste betont verheißungsvoll, ehe ich über dieses banale Detail lachen musste. Nein, das unser Leben gerade sonderlich spannend verlief, konnte man wirklich nicht sagen. Ich hatte allerdings das unbestimmte Gefühl, dass wir uns daran momentan beide nicht störten. Ich jedenfalls erinnerte mich an keine Zeit in meinem Leben, an dem jemals ein Zustand solcher äußerlichen sowie inneren Ruhe geherrscht hatte.

    Als Narvik nun vorschlug, noch einen gemeinsamen Spaziergang zu machen, nickte ich sofort zustimmend. "Unbedingt."

    Ich liebte es, abends mit Narvik durch die Landschaft zu spazieren, Hand in Hand, mal unter bewölktem Himmel und uns leise unterhaltend, mal bei prächtigem Sonnenuntergang und einfach schweigend. Diese Zeit gehörte uns, uns ganz allein und niemand würde mir diese Momente jemals wegnehmen können. Ich genoss ihre Unbeschwertheit und versuchte das kleinste bisschen davon aufzusaugen. Auf Vorrat quasi. Für eine Zeit, in der ich sie möglicherweise vergeblich suchen würde. Denn Unbeschwertheit war wie so vieles Schönes vergänglich.


    //Besser geht es doch nicht (In trauter Dreisamkeit) xD

  • //Das kann was werden:D//



    Mittlerweile war ich abgestiegen und führte meinen Rappen. Am Straßenrand entdeckte ich einen recht hohen Stein. Ich ging zu ihm, setzte mich hin und streichelte erstmal mein Pferd. Flügelschläge kamen näher und schon landete mein Rabe auf meinem Arm. Ich lachte auf. Zwar war es nur ein kurzes, kaltes lachen, aber immerhin lachen. Ebenfalls huschte ein Grinsen über mein Gesicht, als sich der Vogel auf den Sattel setzte.Ich schon die Kapuze etwas zurück, sodass die anderen auch meine Augen sehen konnten. Sie schauten mich nun nicht mehr so misstrauisch an, aber von Vertrauen konnte man kaum sprechen. Macht mir doch nichts aus. Ich begann die Leute zu beobachten ....

  • Narvik

    "Zumindest hast du dich nicht überarbeitet", stellte ich zufrieden fest und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Dann musste ich jedoch ihre Hand loslassen, um mich umzuziehen. Während ich mich umzog, stimmte sie mir zu, dass wir spazieren gehen würden. Ich grinste und als ich mich wieder umgezogen hatte, griff nach einem der Beutel mit dem Geld, ließ diesen in meiner Hosentasche verschwinden und legte meinen Arm um sie. "Dann gehen wir, Engelchen", meinte ich grinsend und funkelte sie belustigt an, als ich das 'Engelchen' besonders betonte. Manchmal konnte ich es einfach nicht lassen, sie mit solchen Spitznamen zu bedenken. Aber auch, wenn sie keine blonde Locken und auch keine Flügel hatte, war sie tatsächlich so etwas wie ein Engel, wie ich fand. Vom Charakter konnte das nur allzu gut sein. So liebenswürdig und friedfertig, wie sie war.

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    -Edward Snowden

  • Lumira


    Nein, das konnte ich wirklich nicht sagen. Ich nutzte die kurze Zeit, in der Narvik sich umzog, um rasch die restlichen Sachen, die noch von eben herumlagen, wegzuräumen. So früh hätte ich normalerweise noch gar nicht mit ihm gerechnet, aber er hatte den Grund dafür ja bereits genannt. Der neue Vorgesetzte war mir jedenfalls auf Anhieb sympathisch. Auch wenn ich ihn noch nie zu Gesicht bekommen hatte.

    Schließlich legte Narvik seinen Arm um mich und ich wollte mich gerade in Bewegung setzen, blieb dann allerdings bei der Nennung dieses Spitznamens doch noch einen Augenblick länger stehen, in den ich ihn mit hochgezogener Augenbraue ansah. Engelchen. Ich musste lachen. "Das wäre vielleicht doch ein bisschen viel des Guten." Ich mochte zwar sehr harmlos sein, aber ich würde es dennoch nicht wagen Engel, mich als Engel zu bezeichnen. Zumal ich spätestens dann sicherlich keiner mehr sein könnten, denn das wäre dann ja wie ein Selbstlob und damit für einen Engel verwerflich, oder nicht? Wahrscheinlich war es schon wieder seltsam, dass ich überhaupt solche Gedanken hatte.

    Jetzt setzte ich mich doch in Bewegung.

  • Narvik

    Lumira blieb in Anbetracht ihres neuen Beinamens stehen und lachte, woraufhin ich ebenfalls anhielt. Zu viel des Guten? Ich hob die Augenbrauen. "Finde ich nicht." Grinsend zupfte ich mit der anderen Hand an ihrem Haar. "Das hat vielleicht die falsche Farbe und Flügel hast du auch keine, aber sonst? Ich finde, von deiner Großartigkeit her kannst du durchaus schon als Engel durchgehen", scherzte ich und strich liebevoll über ihren Oberarm. "Du bist zumindest mein Engel", fügte ich hinzu, immer noch mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht.

    Schließlich setzte Lumira sich in Bewegung und wir verließen die Scheune. Die Luft draußen war warm und die Vögel zwitscherten. Es war immer noch idyllisch, hier zu leben. Auch, wenn unsere Behausung 'nur' eine Scheune war. Immerhin hatten wir überhaupt ein Dach über dem Kopf, im Moment sogar mehr oder weniger umsonst. Ein bisschen etwas wurde mir dafür von meinem Lohn abgezogen, aber damit konnte ich leben. Die drei Pferde fraßen im wahrsten Sinne des Wortes mehr. Und sie brauchten mehr Geld, aber auch das war in Ordnung. Weder Lumira, noch ich würden die Tiere jemals hergeben. Nur mit Kireas ehemaligem Pferd war ich mir da nicht so sicher. Was sollten wir mit ihm machen? Klar, es konnte als Packesel herhalten, wenn wir weiterritten. Wenn. Denn das taten wir nunmal nicht. Es schien sogar viel mehr, als würden wir, vielleicht auch auf begrenzte Zeit, sesshaft sein. Wenn die Erntesaison vorbei war, würden wir sehen, ob es für mich noch etwas zu arbeiten gab. Wenn nicht, würde es schwer werden, weiter zu überleben. Denn von Lumiras Einkommen würden wir sicher nicht leben können. Zumal ich das gar nicht wollte. Ich wollte nicht, dass sie für uns beide aufkommen musste. Das wäre auch nicht gerecht. Sie tat so viel für mich, sie sollte sich nicht zu sehr abmühen. Zumal ihre Vergangenheit wohl Spuren hinterlassen hatte, im wahrsten Sinne des Wortes. Deshalb wollte ich verhindern, dass sie an ihr schlechtes Leben Zuhause erinnert wurde. Das sollte für immer der Vergangenheit angehören. Meiner Lumira würde niemand mehr ein Haar krümmen, dafür würde ich sorgen.

    "Arguing that you don't care about privacy because you have nothing to hide, is no different than saying you don't care about free speech because you have nothing to say."
    -Edward Snowden