Narvik
"Danke." Dankbar lächelte ich, als sie sich nun um das Tier kümmerte. Ich hingegen lehne mich gegen die Wand und betrachtete die beiden. Sie schienen sich gut zu verstehen. Warum wollte es nur nicht bei mir klappen? Aber umso mehr freute ich mich für Lumira, dass es ihr geglückt war, das Vertrauen des Tieres zu gewinnen. Andererseits war dies kein Wunder gewesen, sie war ein so besonders freundlicher und liebevoller Mensch, dass es auch dieses Pferd gemerkt haben musste. Nur die Menschen um sie herum hatten das in der Vergangenheit offensichtlich nie begriffen.
Während ich so in Gedanken versunken war, betrachtete ich meine Verlobte beinahe verträumt. Nur zu gut konnte ich mich noch an den Tag erinnern, an dem sie mich umgerannt hatte. Wenn ich damals geahnt hätte, was für ein Glück ich gehabt hatte... vermutlich hätte ich Lumira dann auch nicht wieder u ihrem Haus zurückgehen lassen, sondern hätte sie gleich von dort fortgeholt. Doch wie es gekommen war, hatte es auch sein Gutes gehabt. Die Bilder liefen vor meinem inneren Auge ab. Wie ich sie geküsst und sie mich zurückgewiesen hatte, das Bad im Fluss, wie sie errötet war, als ihr Hemd durchnässt gewesen war, die Hütte, in der wir übernachtet hatten, wie ich am frühen Morgen aufgewacht war und sie angesehen hatte. Wie sie mich gefragt hatte, was ich denn wirklich wolle, wie ich sie an mich gedrückt und gemeint hatte, sie solle einfach da bleiben, wie sie mich geküsst und dann erklärt hatte, dass ich doch dableiben solle. Wie wir weitergereist waren, was in jener denkwürdigen Nacht zwischen uns geschehen war, wie ich sie auf der Waldlichtung gefragt hatte, ob sie mich heiraten wolle, wie sie ihre Geschichte erzählt und all ihren Schmerz offenbart hatte... all jene Erinnerungen, die mir so viel bedeuteten drängten sich wieder in mein Bewusstsein und zauberten mir ein seliges Lächeln auf die Lippen. Was hatte ich nur für eine großartige Frau gefunden?