Scar
Geld. Ich wollte gerade irgendetwas Spöttisches erwidern, als er noch etwas hinzufügte, was, zugegeben, nicht ganz uninteressant war. Der König also. Ich musterte mein Gegenüber verstohlen. Nichts für ungut, aber wäre ich König, hätte ich einen wie Jonathan wohl kaum eingestellt. Höchstens an einem ganz miesen, verkaterten Tag, noch weitaus schlimmer als der heutige. Vielleicht tickte der König aber auch einfach genauso. Mir war er prinzipiell ziemlich gleichgültig, aber wenn er mir sein Geld abgeben wollte, da sagte ich sicher nicht Nein... Denn das der König nicht schlecht zahlen könnte, das glaubte ich ausnahmsweise gern. Es ließe sich verhandeln... Selbst wenn er geizig sein sollte, es klang ja ganz so, als legte dieser Jonathan es sehr auf mich an. Musste ja essentiell wichtig sein. Zugegeben, das gefiel mir irgendwo. Aber vor allem standen damit die Chancen auf eine Verhandlung wirklich nicht schlecht... Ich lehnte mich zurück, trank einen Schluck von dem ekligen Gebräu und sah ihn eine Weile an. Starr und schweigend. Ich könnte mir die ganze Suche nach einem neuen Auftrag sparen. Gleichzeitig war meine Zielgegend sicher auch nicht schlecht, um Geld zu machen, dort fahndeten sie gerade nach gleich mehreren Leuten mit nicht geringem Kopfgeld. Sicher würde es sich bei den Auftraggebern nicht um Könige handeln und sie würden auch kaum so zahlen, aber auch nicht schlecht. Und wenn das hier irgendeine List war...
Ich fixierte Jonathan. "Nein", sagte ich irgendwann. Kurz und schlicht. Ich legte entspannt die Arme auf die Banklehne. "Es sei denn, ihr könnt beweisen, dass ihr die Wahrheit sagt. Vielleicht denke ich dann noch einmal darüber nach." So leicht würde ich es ihm mit Sicherheit nicht machen. Misstrauen lag in meiner Natur. Noch so eine Segen-Fluch-Sache.
Ich nahm urplötzlich die Hände wieder herunter und schnellte wieder vor. Ich sah ihm direkt in die Augen.
"Ich verstehe generell wenig Spaß, ganz besonders aber nicht heute. Weißt du, was ich tue, um mein Geld zu verdienen? Solltest du dir einen Spaß erlauben, dann wirst du das bitter bereuen. Überleg dir also, was du sagst oder tust oder verschwende nicht weiter meine Zeit." Das war sicher recht grob, aber ich wollte auch gar kein freundlicher Mensch sein, von daher war es nicht weiter tragisch. Er würde es verkraften. Ich musste immer sichergehen und das tat ich auch.