Es hat wieder ein bisschen gedauert, bedingt durch das Wetter konnte ich eine Weile keine passenden Bilder machen. Schnee hätte einfach gerade nicht gepasst Aber hier nun Lucas erster Morgen in Süddakota.
Als Lucas wieder aufwachte blickte er sich einen Moment irritiert um. Dann jedoch fiel ihm wieder ein wo er war. Er hatte keine Ahnung wie spät es war, sein Gefühl sagte ihm, dass er langsam aufstehen sollte, dass er sicherlich nach der langen Reise gestern jetzt schon den halben Tag verschlafen hatte. Er schlug die Decke zurück und stand auf. Nachdem er sich eine saubere Jeans und ein frisches Shirt angezogen hatte verließ er sein Zimmer und ging zunächst ins gegenüberliegende Bad. Schließlich ging er nach unten in die Küche. Im Haus war es völlig still. Ob die anderen alle draussen waren? Als Lucas sich jedoch in der Küche an der Kaffeemaschine zu schaffen machte fiel sein Blick auf die Uhr und er stutzte. Es war gerade einmal kurz nach sechs in der früh. Als der Kaffee kurz darauf fertig war, nahm Lucas sich einen Becher vom Regal, schenkte sich Kaffee und Milch ein, rührte noch etwas Zucker hinein und ging dann nach draussen auf die Veranda wo er sich auf eine Bank setzte. Während er nun seinen Kaffee trank ließ er seinen Blick über die Umgebung schweifen. Sein Blick wanderte von der Zufahrtsstraße über die Joe und er am Abend zuvor gekommen waren, zu dem parkenden dunkelblauen Mustang und dann zu dem daneben stehendem Dodge Ram Pickuptruck. Unwillkürlich musste Lucas schmunzeln. Neben dem Truck wirkte der glänzende Sportwagen doch irgendwie fehl am Platz. Dann ließ Lucas seinen Blick weiter wandern, er sah einen Teil einer Pferdekoppel auf der er einige Pferde stehen sah die noch träge vor sich hindösten. Eine Scheune oder einen Stall, sowie zwei kleine Schuppen oder sowas. Außerdem fielen ihm noch drei weitere Autos auf, von denen er sich jedoch nicht sicher war, ob die überhaupt noch fahren würden.
Dann wanderte sein Blick zurück zu den Pferden und schließlich weiter in die Ferne. Dort schien der Boden fruchtbarer zu sein, zumindest wurde es dort grüner und es wuchsen Bäume. Ob da ein Bach oder so war? Vielleicht bot sich ja heute noch die Gelegenheit zu einem Ausritt um die Umgebung noch etwas näher zu erkunden.
Da vernahm Lucas auf einmal ein Geräusch hinter sich. Er wandte seinen Kopf und sah Joe aus dem Haus kommen. In der Hand hielt auch er einen Becher. Als der junge Mann Lucas sah, nickte er ihm zu und wünschte ihm einen guten Morgen. Lucas erwiderte den Gruß. Joe setzte sich dann auf die oberste der drei Stufen die zur Veranda hinauf führten. Einen Moment saß der junge Mann einfach da und trank seinen Kaffee, dann jedoch stellte er seinen Kaffeebecher auf dem Holzboden ab und zündete sich eine Zigarette an. Nachdem Joe den ersten Zug genommen hatte blickte er zu Lucas und fragte ihn ob auch er eine Zigarette haben wollte. Ein wenig überrascht zögerte Lucas mit der Antwort. Er hatte noch nie geraucht und bisher auch noch nie ein gesteigertes Verlangen danach gehabt. Ob es wohl unhöflich war abzulehnen? Als Lucas nicht antwortete stellte Joe schließlich fragend fest: „Du rauchst nicht?“ Lucas schüttelte langsam mit dem Kopf und verneinte. Joe nickte. Eine Weile saßen sie einfach so schweigend da, Lucas trank den Rest seines Kaffees und Joe rauchte. Auf einmal wurde Lucas bewusst, dass er dieses Schweigen keineswegs als komisch empfand, es fühlte sich ganz natürlich an. Wenn er dagegen zu Hause mit seinen Kumpels abhing war irgendwie immer Action oder irgendjemand war immer am Reden. Wenn sie dann auf einmal still da saßen, fühlte es sich schnell komisch an. Lucas blickte zu seinem Cousin, es fiel ihm nicht schwer den jungen Mann einfach als Cousin zu akzeptieren, auch wenn dessen Mutter eigentlich die Tante seiner Mutter war. „Lust auf einen Ausritt?“ wurde Lucas auf einmal von Joe aus seinen Gedanken gerissen. Lucas zuckte kurz zusammen, dann nickte er. „Sicher.“ Joe grinste. Dann stand der junge Mann mit einer geschmeidigen Bewegung auf, nahm noch einen letzten Zug aus seiner Zigarette ehe er diese an seiner Stiefelsohle ausdrückte und diese dann lässig in den, vor dem Haus stehenden Mülleimer, schnippte. Dann folgte Lucas Joe hinüber zur Koppel. Am Zaun hingen ein paar Halfter. Auf der Koppel nickte Joe in Richtung der Pferde und meinte zu ihm: „Du kannst Wakinyan reiten, das ist der Leopardschecke dort. Und mach dir keine Sorgen wegen des Namen, der Bursche ist wirklich ein zuverlässiges Pferd.“ Joe grinste. Lucas der in etwa wusste, dass Wakinyan irgendwas mit Donner oder Gewitter bedeutete, musste unwillkürlich schmunzeln und erwiderte: „Ich denke ich werde schon oben bleiben.“ Lucas trat auf den Wallach zu und begrüßte das Pferd freundlich ehe er Wakinyan das Halfter über den Kopf zog und mit dem Pferd zum Tor ging. Nun wandte er sich nach Joe um, stellte jedoch nun überrascht fest, dass sein Cousin sein Pferd noch gar nicht aufgehalftert hatte. Stattdessen sah er wie der Buckskinschecke gerade in einem Halbkreis um den jungen Mann herum lief. Irgendwie überraschte es Lucas, dass das Pferd sich scheinbar nicht einfangen ließ. Doch als Lucas das Treiben einen Moment beobachtete, stellte er fest, dass es eher eine Art ausgelassenes Spiel zwischen Joe und dem Pferd zu sein schien. Lucas blickte dem Spiel staunend zu. Der Mann der gestern noch in korrekter Uniform der US Airforce vor ihm gestanden hatte tollte hier nun ausgelassen lachend mit einem Pferd herum.
Nach einer Weile verharrte Joe schließlich in der Bewegung und ließ das Pferd zu sich kommen. Er kraulte das Pferd dann sanft am Kopf und lehnte seine Stirn leicht gegen die Stirn des Pferdes. Einen Moment standen Pferd und Mann einfach so in dieser Position da. Dann jedoch trat Joe einen Schritt zurück und kam nun mit dem Pferd in Lucas Richtung. Das Pferd trug nach wie vor kein Halfter, doch das schien auch gar nicht nötig zu sein, denn der Schecke lief einfach so neben Joe her.
Kurz darauf standen Joe und Lucas mit den beiden Pferden auf der anderen Seite des Zaunes und putzten die Pferde. Während Lucas Wakinyan am Zaun angebunden hatte, stand Joes Schecke nach wie vor einfach frei da und knabberte an ein paar trockenen Grashalmen. Kurz darauf wandte sich nun Joe an Lucas und meinte mit einem Nicken in Richtung eines Nebengebäudes: „Das Sattelzeug ist dort drüben im Stall. Komm, lass uns starten.“ Lucas nickte und folgte Joe. Der Stall verfügte, wie Lucas nun feststellte über drei Boxen, die jedoch zur Zeit eher als Lagerraum genutzt wurden. Und weiter hinten an der Wand befanden sich ein paar Sattelhalter mit Sätteln und Haken an denen diverse Zaumzeuge und Halfter hingen. Joe deutete nun auf einen der Sättel und meinte: „Du kannst den da für Wakinyan nehmen. Die Zaumzeuge sind alle beschriftet, wegen der Kids die zum Reiten hier her kommen. Lucas nickte. Er trat auf den Sattel zu, dann jedoch überlegte er es sich anders. Er würde ohne Sattel reiten. Also nahm er nur das Zaumzeug vom Haken und ging dann wieder hinaus. Joe war bereits dabei seinem Schecken das Zaumzeug überzuziehen. Und so beeilte Lucas sich nun auch Wakinyan aufzuzäumen. Kurz darauf saßen beide auf den Pferden und ritten los. Eine Weile ritten die beiden im Schritt, dann jedoch setzte Joe sein Pferd in den Galopp. Lucas spürte dass auch Wakinyan seinem Weidegefährten am liebsten gleich hinterhersetzen wollte, doch als Lucas sich etwas schwerer setzte und eine leichte Parade mit dem Zügel gab, gehorchte der Wallach. Lucas lächelte, lobte den Wallach kurz ehe er dann die Galopphilfe gab. Wakinyan zögerte keine Sekunde und jagte nun im Galopp vorwärts. Lucas genoss den Galopp und spornte das Pferd noch an. Schnell verringerte sich der Vorsprung den Joe und sein Schecke bisher hatten. Nun von Ehrgeiz gepackt trieb Lucas Wakinyan weiter an und zog kurz darauf an Joes Schecken vorbei. Nun jedoch packte auch Joe der Ehrgeiz und der junge Mann spornte sein Pferd nun ebenfalls mehr an und ließ sich gerne herausfordern. Die beiden Reiter lieferten sich nun ein scharfes Rennen. Und eine ganze Weile konnte Lucas auch die Führung halten bis es Joe schließlich doch gelang vorbeizuziehen.
Kurz darauf erreichten die beiden Reiter den Bach und Joe nahm sein Pferd zurück. Lucas tat es ihm gleich. Joe nickte Lucas anerkennend zu. „Du reitest gut.“ Lucas lächelte leicht. „Danke. Du aber auch.“ Joe grinste ihm zu. Ein Stück ritten die beiden nun im Schritt am Bach entlang. Dann hielt Joe auf einmal seinen Schecken an und sprang vom Pferderücken ab. Während das Pferd nun an den Bach ging um zu trinken setzte sich Joe ins Gras. Lucas saß ebenfalls ab. Kurz überlegte er, ob er Wakinyan auch einfach so fressen lassen konnte oder ob er lieber die Zügel in der Hand behalten sollte. Dann beschloss Lucas jedoch darauf zu vertrauen, dass Joes Pferd nicht fortlaufen würde und Wakinyan sicher wenig Grund haben würde sich alleine abzusetzen. Also strich er dem Wallach sanft mit der Hand über den Hals, verknotete die Zügel, damit das Pferd nicht hineintreten konnte und setzte sich schließlich neben Joe der sich inzwischen eine Zigarette angesteckt hatte. Da Joe schwieg und Lucas nicht recht wusste ob er was sagen sollte, schwieg auch er. Lucas blickte zu den Pferden. Wakinyan war nun ebenfalls trinken gegangen und Joes Schecke stand nur wenige Schritte entfernt und graste. Hier am Bach war das Gras schön grün und saftig. Nach einer Weile brach Lucas dann doch das Schweigen und meinte: „Es ist schön hier. Die Landschaft ist so ganz anders als zu Hause.“
Eine Weile saßen Lucas und Joe noch so da, bis Joe schließlich meinte dass sie langsam zur Ranch zurückreiten sollten. Also standen die beiden auf, gingen zu ihren Pferden und machten sich auf den Weg. Lucas hatte keine Ahnung wie spät es war. Eine Uhr hatte er nicht und sein Handy lag noch auf der Ranch auf dem Nachtschrank. Zurück auf der Ranch angekommen, stellte Lucas dann auch fest, dass es tatsächlich bereits fast Mittag war. Er schwang sich vom Pferderücken, sah noch einmal nach Wakinyans Hufen und folgte mit dem Pferd dann Joe und seinem Schecken auf die Koppel. Lucas nahm Wakinyan das Zaumzeug ab und griff dann gewohnheitsmäßig in die Tasche seiner Jeansjacke. Das Pferd wandte den Kopf und blickte ihn aufmerksam an. Als Lucas tatsächlich noch ein letztes Leckerli in der Jackentasche fand lächelte er und hielt es dem Tigerschecken hin. Wakinyan schnoberte nun jedoch erst einmal mit der Nase eine Weile in Lucas Hand an der Leckerei ehe er diese nun vorsichtig nahm und darauf kaute. Joe hatte Lucas und das Pferd beobachtet und trat nun grinsend auf Wakinyan zu, legte dem Pferd eine Hand auf den Widerrist und murmelte dem Pferd einige Lakotaworte zu. Dann blickte er Lucas an und meinte grinsend: „Scheint ihm ja zu schmecken, aber nicht dass der sich dran gewöhnt,…“. Lucas zuckte mit den Schultern und erwiderte: „Ich wollte mich bloß bei ihm bedanken. Ist eh das letzte Leckerli gewesen, muss es ja nun nicht für Ashkii aufheben bis ich wieder zu Hause bin. Der wird vermutlich jetzt eh viel zu sehr von meiner Schwester verwöhnt werden.“ Lucas grinste.
Als Lucas und Joe kurz darauf das Haus betraten roch es bereits nach Essen. Die beiden gingen dann auch direkt in die Küche. Anna stand jedoch noch am Herd beim kochen. Lächelnd blickte sie nun ihren Sohn und Lucas an und meinte: „Da seid ihr beiden ja schon wieder,…“. Überrascht blickte Lucas Anna an. Schon? Immerhin waren sie ja doch mehrere Stunden unterwegs gewesen. Anna schien die Überraschung in Lucas Blick bemerkt zu haben jedenfalls fügte sie nun an Lucas hinzu: „Wenn Joe nach Hause kommt ist er oft lange mit dem Pferd unterwegs. So manches Mal sehen wir ihn den ganzen Tag über gar nicht.“ Lucas blickte zu Joe. Doch der hatte seine Aufmerksamkeit nun den Töpfen zugewandt. Schmunzelnd teilte Anna ihrem Sohn nun mit, dass das Essen gleich fertig sei und sie essen können sobald dessen Schwester mit den Kindern da sei.