Alles begann vermutlich nach dem II. Weltkrieg in Chicago (US-Staat Illinois) bei einer Firma, die für andere Firmen und auch Regierungsbehörden wie dem Verteidigungsministerium Plastikteile herstellte. Es war die Breyer Molding Company, zu deren Anfängen mir leider weitere Informationen fehlen.
Neben Teilen für Flugzeuge, Fernseh- und Radiogeräte etc. produzierte man bei Breyer auch Zubehör für größere Uhren mit Pendel. Zu letzterem Segment kam nun ein interessanter Auftrag von der MasterCrafter Clock Co., die für die Kaufhaus-Kette Woolworth produzierte. Eine Standuhr für Kaminsimse oder Kommoden sollte zur Ausschmückung ein Pferd bekommen. Das Pferd hatte den Maßstab 1:9 (spätere Pferdegröße Traditional), kam mit der Uhr 1950 in den Handel und statt einer Bezahlung gingen die Rechte für Figur und Originalform an Breyer. Was nicht unbedingt nach einem guten Geschäft aussah, wurde aber unerwartet zum absoluten Glücksfall: Bei Woolworth häuften sich die Anfragen der Kunden nach diesem Pferd, das als # 57 „Western Horse“ bekannt wurde, und daraus entstand ein vollständiger Wechsel in der Produktpalette von Breyer. Das kreieren anatomisch sehr gelungener Plastikpferde und untergeordnet auch anderer Tiere wurde zum Kerngeschäft. Neben der Größe Traditional produzierte man auch in kleineren Größen herunter bis zur Pferdegröße Stablemates (Figurengröße 54 mm, Maßstab 1:32) und es entstand auch eine große Produktpalette an Zubehör rund um das Pferd wie Fuhrwerke, Fahrzeuge, Ställe etc.
Im Jahr 1985 kam die Breyer Molding Co. zur Reeves International Inc., einem der größten Spielzeug-Importeure in den USA. Reeves wurde bereits 1946 vom Schweizer Auswanderer Werner Fleischmann gegründet und entwickelte sich zur US-Vertretung bekannter europäischer Firmen wie Britains, Corgi, Märklin und Steiff. Aufgrund der steigenden Popularität begann man Ende der 1970’er bei Reeves mit der Suche nach einer eigenständigen Produktpalette oder nach einer für ihre Zwecke geeigneten US-Firma und wurde bei Breyer fündig. Es kam zur Umbenennung in die Breyer Animal Creations und zum Umzug nach New Jersey, dem Hauptstandort von Reeves. Unter der Ägide von Reeves wurde Breyer zum Synonym für Modellpferde und das fast weltweit verkaufte Sortiment immer mehr erweitert. Mit dem Film „Der Pferdeflüsterer“ (The Horse Whisperer, Robert Redford) eroberte Breyer 1998 auch Hollywood. Breyer bekam die Lizenzen zur Produktion berühmter Pferde aus Sport, Film und Literatur.
Es sind handbemalte Modellpferde aus Kunststoff und Porzellan von hoher Qualität. Durch die Handbemalung, bei der ein Pferd etappenweise durch bis zu 10 Hände geht, ist jedes Pferd ein Unikat. Meist werden größere Figuren in 1:9 und 1:12 (Pferdegröße Classic, aber auch Standardgröße für Puppenstuben und deren Zubehör) produziert, aber einige Pferde gab es auch in 1:18 (Little Bits oder Paddock Pals). Immer noch im Angebot sind die Stablemates in 1:32 (54 mm), zu denen auch reitende Cowboys und -girls, Rodeo-Bullen, Indianer, Kutschen und diverses Zubehör hergestellt wurden. Während die Tiere aus Hartplastik hergestellt werden, sind ihre Reiter und die anderen Figuren und Teile des Zubehörs oft aus Weichplastik. Die Serie „North American Wildlife“ enthielt sehr schöne, aber leider für meine Zwecke (70 mm) zu große Tiere. Mittlerweile werden in allen Größen fast nur noch Pferde und direkt passendes Zubehör hergestellt. An anderen Tieren gibt es z. B. noch einige Bullen zum Themenkomplex „Rodeo“.
Fast alle meine Stablemates besitzen die Markung „© 1999 BREYER REEVES“. Nur zwei Pferde habe ich mit der älteren Markung: „BREYER MOLDING CO. © 1975“.
Viele Grüße, HW